Machterhalt auf Biegen und Brechen

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Wenn ein Kind bei seinen Eltern etwas durchsetzen möchte, dann wirft es sich auf den Boden, strampelt mit den Füßen in Richtung Parkett oder Beton, schreit, weint und setzt alle Hebel in Bewegung, um seinen Willen gegen den der Eltern durchzusetzen. 

Öffentlichkeit ist dabei eine dienlicher Helferin, denn unter den Augen anderer unfehlbarer Eltern schmelzen Vorsätze dahin und Gegenwehr zerfließt wie 100 Bäche in einen See der Ziellosigkeit. Langfristig lohnt sich ein solches Obsiegen gegen heranwachsende Renitenzen, aber kurzfristig ist es natürlich ein schwieriges Unterfangen. Es braucht Charakter, Stärke und den bedingungslosen Glauben an sich und seine Qualität.

“Armin Laschet war der falsche Kandidat. Gegen die Basis macht man keine Politik!”

Ähnlich gestaltet es sich mit Armin Laschet und der von ihm geenterten CDU unter den Augen der gesamten Öffentlichkeit. Erst wollte Armin sein Spiel als Kanzlerkandidat spielen und ließ sich auch nicht von den unterirdischen 30 % mangelnder Gefolgschaft im Bundesvorstand der CDU abschrecken, obwohl dies einem Donnerhall innerhalb der CDU gleichkam. Derjenige, der um die CDU Seele und dem Wunsch nach Einheitlichkeit nach außen weiß, der weiß auch, dass ein Ergebnis von nur 70 % eine schallende Ohrfeige ins Gesicht eines Kandidaten ist. Aber Armin Laschet, dem als Ministerpräsidenten in NRW mindestens 10 Leute am Tag bekunden, wie genial er ist, verlässt doch seine Blase nicht für die Realität. Die Realität nämlich, die der Basis ins Gesicht schlug und diese – um es freundlich zu formulieren – nicht für den Kanzlerkandidaten der Union einnahm. Die CDU schaute zu und unternahm nichts. 

Armin Laschet setzte sich dann an die Spitze eines Wahlkampfes, der an Inhaltslosigkeit kaum noch zu toppen war. Inhalte anderer Parteien zerpflückte er voller Wonne, rote Socken wurden wieder aufgeribbelt und der Untergang des Abendreichs ohne die Beteiligung der CDU beschworen. In Schockstarre verfallen war zu dieser Zeit bereits die CDU Spitze, die sich aus dem Wahlkampf und anscheinend auch aus inhaltlicher Ausrichtung zurückzogen. Die Basis, die man bei der Wahl so sträflich auf die hinteren Plätze verwiesen hatte, revanchierte sich mit der geringsten Anzahl von gehängten Plakaten eines Kanzlerkandidaten ever. 

Irgendwann wird einen Kind klar, dass das Aufstampfen vielleicht nicht das Mittel der ersten Güte ist, um seinen Willen durchzusetzen und irgendwann lernt dieses Kind auch, dass es nicht nur Fans wie im eigenen Elternhaus für das eigene Verhalten gibt, sondern durchaus Kritiker, die mit ehrlichem Ansinnen einordnen, was vielleicht Eltern mit den Worten „Wenn er doch nur wollte“, zu stabilisieren suchen. 

Politik ohne Inhalte ist wie Sport ohne Schwitzen!

„Wenn er denn nur wollte“, konnte aber zuletzt kaum noch einer der CDU-Eltern zu dem außer Rand und Band befindlichen Armin sagen, der weder Inhalt, noch Zukunft, noch Modernität atmete und geschweige denn irgendeine Idee davon hatte, wie sich Deutschland in der Zukunft in einer globalen Welt positionieren sollte. Wohin geht Deutschland in einem der größten Transformationsprozesse? “Keine-Ahnung-Armin” hielt sich nicht großartig mit Inhalten auf, lachte sich frei und zeichnete damit ein Bild davon, wie verroht mittlerweile Politik ist. 

Wenn jemand Kanzler werden will, der damit den größten Transformationsprozess in der Geschichte Deutschlands mitverantworten müsste und der als fast einzigen für sich reklamierten genialen Einfall 7 Tage vor der Wahl kolportiert, dass man zuerst hätte aus der Kohle und dann aus der Atomkraft aussteigen sollen, kullern selbst dem Kind-zugewandtesten-Eltern dicke Tränen die Wangen herunter; denn dann ist klar: Armin ist an dieser Stelle vollkommen deplatziert. Der „Wenn er nur wollte“-Satz vieler Eltern bleibt damit im Universum einer anderen Laschet-Welt verschluckt. 

Er und seine Altvorderen, die Zukunft so ein bisschen wie in den guten alten Zeiten der CDU gestalten wollen, da, wo die DM noch hart und die Flüsse noch rot waren. Da, wo keine Frauenquote die unausgesprochene Männerquote zu gefährden drohte, da wo CDU Mann noch Mann sein durfte und die Frauen Union so leckere Kuchen für das CDU Fest zauberten. Was waren das noch Zeiten. Da wußte man noch wer wo hingehört und vor allen Dingen wurde gemacht, was der Chef sagte. 

Politik der 1980er ist nicht mehr en Vogue!

In dieser Manier und so ein wenig in der früheren christdemokratischen Nostalgie verhaftet, verabschiedeten sich die Stratege-Männer der CDU vom Kurs der Mitte von Angela Merkel und gingen den Weg, den sie so gerne schon seit über 10 Jahren gegangen wären. Zurück in die Zukunft mit den Ideen eines vergangenen Deutschlands, das noch die Energie aus der Steckdose erhielt, Atomkraft nein danke einfach wegstrahlte und sich voller Inbrunst für solide Haushalte stark machte. Digitalisierung, Klima, nimmt man selbstverständlich auch in das Wahlprogramm auf, aber ohne Überzeugung, eher um mitreden zu können bei einem Thema, das nicht wirklich viele hinter dem christdemokratischen Ofen hervorholt. 

Armin Laschet ist nicht umsonst Parteivorsitzender der CDU. Er ist der Parteilogik folgend der Beste für diesen Posten, wie er aus parteistrategischen Gründen (Danke an Schäuble und Bouffier) der Beste Kanzlerkandidat der CDU war; denn es ging hier darum, einen CSU Mann zu verhindern. Das es dabei um mehr gehen würde, schienen die Altstrategen aus dem Blick verloren zu haben. Klug hatte seinerzeit Angela Merkel Edmund Stoiber den Vortritt gelassen und war am Ende des Tages dann doch als Siegerin vom Platz gegangen.

Die CDU ist auch dank vieler Armin Laschets auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene in die Jahre gekommen. Viele Kreisverbände ähneln mehr Männervereinen als politischen Organisationen. Gute Leute, die sich in die Reihen der CDU verirren, werden frühstmöglich weggebissen, sodass man sicher sein kann, dass Jahr um Jahr die Besten aus den CDU-Männervereinen auch weiterhin die Strategen der Zukunft der CDU sind oder glauben zu sein, aber zumindest bleibt alles beim Alten. Minimalanspruch auf allen Ebenen.

CDU braucht einen Neubeginn!

Die CDU steht, so sie denn den Anspruch auf Volkspartei noch nicht ganz aufgegeben hat, vor ihrem größten Transformationsprozess, der durch alle Ebenen der Partei vollzogen werden muss. Ob die CDU gewillt ist, diesen schmerzhaften Prozess zu durchlaufen, das wird die Zukunft zeigen. 

Bis dahin sollte sie aber eines tun und zwar in Anstand erklären, dass sie die Bundestagswahl verloren haben. Auch wenn der Abstand zur SPD nicht exorbitant groß ist, so zeigt ein Verlust von fast 9 % dennoch auf, dass der Wählerwille keinen Kanzler Armin Laschet wollte und will. Um weiteren Schaden von der Partei abzuwenden, sollte Armin Laschet voller Demut und in Erkenntnis des eigenen Verschuldens zurücktreten und den Platz für die Zukunft der Partei freigeben. Es geht um das Land und nicht um die politische Zukunft von Armin Laschet. 

Die Menschen haben Angela Merkel auch gewählt, weil man ihr vertrauen konnte. Liebe CDU, strengt Euch an und schafft es, dass Menschen Euch wieder vertrauen können. 

Was ist Eure Meinung? Bitte haltet Euch an unseren Slogan: “Frei, forsch, fair”, denn wir sind an Eurer Meinung interessiert!