Selten bin ich sprachlos. Manchmal bin ich nicht nur sprach- sondern auch wortlos.
So wie in diesen Tagen. Im Sommer 2010 habe ich begonnen, mich aktiv in der Kommunalpolitik zu engagieren. Politik ist wirklich ein hartes Geschäft, das kann man nicht anders sagen. Nicht nur, dass einen das immer beliebtere Politiker-Bashing unter den Generalverdacht von vielem stellt, sondern auch, weil insbesondere die eigenen Reihen mitunter eine Härte an den Tag legen, die einem – gestanden hin oder her – den Atem raubt. Adenauer soll einmal gesagt haben, dass man von folgender Steigerung sprechen müsse: Freund – Feind – Parteifreund.
Aber, in der Kommunalpolitik kommt die Politik bei den Menschen an. Herzblut-Politik, die, wenn man sich engagiert, wirklich dazu beiträgt, dass Menschen sich in unseren Städten wohler fühlen und hier gerne leben.
Dies ist ein kleines Stück lebendige Demokratie, die auch dazu beiträgt, dass Menschen direkte Ansprechpartner haben und damit Demokratie ein Gesicht bekommt. Die großen Steine werden nur von wenigen Menschen geworfen, aber die kleinen Steine zu werfen, konsequent und unermüdlich, genau das trägt dazu bei, dass Demokratie lebendig wird und Menschen einen wunderbaren Rahmen zum leben bietet. Sich in dieser Form zu engagieren und sich um die Belange der Menschen zu kümmern, macht dankbar.
Dass, was jetzt als Signal von Thüringen gesandt wird, ist für alle engagierten, ehrenamtlichen Kommunalpolitikerinnen und -Politker eine große Unverschämtheit und für die Menschen, die unsere Demokratie schätzen mehr als nur ein Hieb unter die Gürtellinie derselben. Wie kann man nur aus eigenem Interesse und blindem Politik-Kalkül allen anderen Politikerinnen und Politikern den Makel der Hinterzimmer-Politik mit anhängen, weil man selbst im Laufe eines womöglich zu langen Politikerlebens irgendwann die Grenzen zwischen Gut und Böse, zwischen falsch und richtig und zwischen anständig und verroht nicht mehr vernünftig ziehen konnte.
Wie kann man nur unsere Demokratie auf dem Rücken so blutig reiten, dass sich Menschen von der Politik angewidert abwenden und langsam aber sicher den Glauben an sie verlieren.
Statt den Menschen zu zeigen, dass man es ehrlich mit ihnen und ihrer Stimme meint, spielt man sein Politik-Spiel so lange, bis zu wenig Menschen gewillt sind, beim Spielen zu unterstützen. Dann ist die Mitte verloren und dann?
Mit Demokratie spielt man nicht.
Denn wer mit ihr spielt und damit ihren Wert nicht mehr ausreichend achtet, wird sie verlieren.